Die Kinder sind aus dem Haus, – und man reist einfach gerne auch mal alleine… Für viele Menschen beginnt um die 50 ein neuer Lebensabschnitt. Und oft gehört alleine verreisen dazu.
Alleine verreisen macht erst einmal Angst – was, wenn mir etwas passiert? Wenn ich mich mit niemandem austauschen kann? Ich bin immer schon gerne auch alleine verreist. Und manchmal ist das blöd – wenn niemand da ist, mit dem man abends essen gehen kann. Oder wenn tatsächlich mal was schief geht.

Aber alleine reisen hat so viele Vorteile! Kein Schlange stehen im Vergnügungspark mehr, dafür das Naturkundemuseum, für das sich keiner sonst in der Familie interessiert. Sich einfach noch einen Aperol-Spritz in der Strandbar bestellen, weil niemand einen drängt, das nächste Abenteuer in Angriff zu nehmen. Stundenlang am Strand Treibholz sammeln, Tagebuch schreiben, dem eigenen Rhythmus nachspüren… Weiterreisen, wenn einem langweilig wird, oder noch ein bisschen dableiben…
Und wenn man sich an einige Regeln hält, ist alleine verreisen auch über 50 kein Problem und kann eine wunderbare Erfahrung sein. Sechs Tipps, wie Ihre erste Soloreise ein Erfolg wird:
1 Alleine im Restaurant: Offen bleiben (und sich vorbereiten)
Alleine Essen zu gehen, ist für viele Alleinreisende der Moment, in dem sie sich am unbehaglichsten fühlen. Aber auch an dem berühmten Tisch für einen kann man sich wohlfühlen – auch wenn man das vielleicht erst einmal lernen muss.
Überlegen Sie sich, was Sie gerne essen möchten und suchen Sie sich per Internet ein Restaurant heraus, oder fragen Sie an der Hotelrezeption nach einer Empfehlung. Auf der Suche nach einem Restaurant durch die Straßen zu streifen, kann frustrierend sein und im Zweifelsfall landen Sie mit mit einem abgepackten Sandwich und einer Diätcola auf Ihrem Hotelzimmer.

Gerade, wenn Sie noch nicht viel Erfahrung darin haben, alleine im Restaurant zu essen, sollten Sie sich besser an etwas Vertrautes halten – eine Pizza statt Kugelfisch, von dem Sie nicht wissen, wie man ihn attackiert. Wenn Sie sich sicherer fühlen, können Sie sich an unbekannte Gerichte wagen.
Nehmen Sie sich ein Buch oder eine Zeitschrift mit. So können Sie die Wartezeit aufs Essen nützen. Oder essen Sie am Tresen, wenn das möglich ist. Dort sind Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die Einzige, die alleine isst – und haben vielleicht sogar noch eine nette Unterhaltung.
2 Apartment oder Hotel?
Wenn Sie alleine unterwegs sind, sollten Sie sich genau überlegen, ob Sie ein Apartment oder ein Hotelzimmer buchen. Gleich vorweg: falls Sie es nicht tatsächlich darauf anlegen, alleine zu sein (was ja durchaus sein kann), sollten Sie sich gegen eine Ferienwohnung entscheiden. Im Hotel dagegen gibt es zahlreiche Gelegenheiten, ein paar Worte mit anderen Menschen zu wechseln und sich nicht ganz alleine zu fühlen.
Ein kleineres (Boutique-) Hotel ist weniger anonym als eine große Bettenburg. Nach ein paar Tagen kennen Sie das Personal. Und falls es ein Hotel-Restaurant gibt, brauchen Sie sich nicht täglich Gedanken darüber machen, wo Sie Ihre Mahlzeiten einnehmen können. Und am Hotelpool können Sie entspannen und sich von den Unternehmungen des Tages erholen – und zwischen Liegestuhl und Liegestuhl entwickelt sich vielleicht ein nettes Gespräch!

Wählen Sie ein Hotel aus, bei dem Sie davon ausgehen können, das Sie auf Menschen Ihrer Altersklasse und vielleicht auch auf andere Alleinreisende treffen. In einem Familienhotel, in dem es vor kleinen Kindern und jungen Paaren nur so wimmelt, werden Sie sich wahrscheinlich nicht so wohl fühlen.
Inzwischen sind Hostels nicht mehr nur für junge Backpacker gedacht – und nirgendwo lernt man so leicht andere Traveller kennen! In der Gemeinschaftsküche, an der Waschmaschine, oder im Schlafsaal – überall ergeben sich Gespräche praktisch von selbst! Ich habe meinen Mann in einem Hostel in Argentinien kennengelernt!
3 Alleine – aber in Gesellschaft
Wenn Sie sich eine Reise ganz alleine nicht vorstellen können, buchen Sie eine Gruppenreise. Das hat mehrere Vorteile:
- die komplette Organisation wird Ihnen abgenommen, Sie brauchen sich weder um Hotelbuchungen noch ums Mittagessen zu kümmern
- bei Missgeschicken oder Problemen steht Ihnen ein Reiseleiter zur Seite
- Sie reisen zwar alleine – lernen aber garantiert Menschen kennen
- und falls Sie eine thematische Reise (wie z.B. über Studiosus) gebucht haben, interessieren sich Ihre Mitreisenden garantiert für ähnliche Themen wie Sie!
Sie können eine Gruppenreise auch als Auftakt für eine längere Reise buchen. So lernen Sie das Land und die Gegebenheiten schon mal stressfrei kennen und bekommen ein Gefühl für Ihre Umgebung. Das schafft Sicherheit und wird Ihnen die weitere Reise, die Sie alleine unternehmen, enorm erleichtern.
4 Vorbereitung ist alles

Wenn man alleine verreist, sollte man sich gut vorbereiten – das gibt Sicherheit. Ganz altmodisch einen Reiseführer lesen (man kann sich kostenlos eine Auswahl in der Stadtbibliothek besorgen und dann den besten kaufen). Kartenmaterial sichten und mindestens eine Karte mitnehmen. Gerade wenn man in weniger entwickelten Ländern unterwegs ist, weiss man nie, wann man Wifi-Empfnag hat, und dann funktioniert Google Maps auf einmal nicht mehr. Alternativ lassen sich auch Teilbereiche aus Google Maps auf das Telefon laden, die man dann offline nutzen kann. Ich habe trotzdem immer noch gerne eine ganz altmodische Karte dabei,
Erkundigen Sie sich über Gesundheitsrisiken und stellen Sie sich eine entsprechende Reiseapotheke zusammen. Ein erster Anlaufpunkt ist dabei die Seite des Auswärtigen Amtes, die auch Hinweise zu reisemedizinischen Themen für jedes Land gibt. Und wenn man schon mal auf der Seite ist, kann man sich gleich Informationen zur politischen Lage und zur Reisesicherheit anschauen.
5 Raus aus der Komfortzone
Alleine zu verreisen ist per se für die meisten Menschen ein Ausbruch aus ihrer Komfortzone. Und dann geschieht etwas Wunderbares: indem man neue, unbequeme und vielleicht sogar angsteinflößende Dinge unternimmt, gewinnt man neue Erfahrungen, ein ganz neues Selbstbewusstsein – die Komfortzone dehnt sich aus!
Auf einmal ist es ganz normal, die U-Bahn-Pläne in einer neuen Stadt zu entziffern – wenn man es in Paris geschafft hat, kann es in London auch nicht so schwer sein. Einen unbekannten Stadtteil erobern, alleine an einem fremden Ort im Meer schwimmen, alleine ein Museum besuchen – für alles gibt es ein erstes Mal – und das nächste Mal haben Sie dann schon Erfahrung und wissen, wie es geht und wie Sie sich dabei fühlen.
Und wenn mal etwas nicht so läuft, wie Sie sich es vorgestellt haben? Dann setzen Sie sich hinterher in ein Café und überlegen, woran es gelegen hat. Haben Sie sich gelangweilt? Dieses spezielle Museum war vielleicht einfach nichts für Sie, das nächste Mal suchen Sie sich eines, was Sie wirklich interessiert. Wären Sie lieber zu zweit gewesen? Dazu mehr im nächsten Kapitel.
6 Suchen Sie sich ein Outlet
Wenn man zu zweit reist, ist einer der größten Vorteile, dass man jemanden hat, mit dem man sich austauschen und über das Erlebte reden kann. Mir ging das auf meiner ersten Reise, die ich alleine nach Südamerika machte, so. Da sass ich abends im Hostal oder vor meinem Abendessen im Restaurant und konnte mit niemandem reden. Das fühlte sich nicht gut an.
Zum Glück war ich in Chile unterwegs, um einen Reiseführer zu recherchieren. Ich stellte fest, dass es mir half, die jeweiligen Ausflüge des Tages für das Buch festzuhalten. Und so sass ich oft Abends vor dem Laptop und schrieb. Schreiben und reflektieren hilft, Erlebnisse zu verarbeiten und sie weiterzugeben. Es braucht ja nicht für die Öffentlichkeit zu sein, wenn Sie sich damit nicht wohl fühlen.

Aber heutzutage kann man mit wenigen Klicks einen Blog anlegen und kann so seine Reise auch für Freunde und Familie festhalten. Internet gibt es heute noch in den günstigsten Hotels, so können Sie die schönsten Fotos des Tages direkt hochladen: auf Ihren Facebook- oder Instagramaccount, Ihren Blog – oder Sie schreiben erst mal ein Tagebuch nur für sich.
Wenn Sie nicht gerne schreiben, kann es auch ein Skizzenblock sein oder die Fotografie, die Ihnen ein Outlet für Ihre Reiseerlebnisse bietet.
Und noch eine Idee: Es gibt unzählige Reiseforen, auf denen Sie einerseits Informationen zu neuen Reisezielen finden, andererseits aber auch mit Ihren Erlebnissen und Erfahrungen anderen Reisenden helfen können!
7 Weniger ist besser
Als ich meine erste Reise alleine plante, fühlte ich mich furchtbar unsicher und versuchte, jede Eventualität vorauszusehen, und mich darauf vorzubereiten. Was wäre, wenn ich in Südamerika einmal zu einer formalen Veranstaltung eingeladen würde? Ich packte ein paar schwarze Pumps in meinen Rucksack – zusammen mit einer Menge anderer Dinge, die mich vor unangenehmen Situationen schützen sollten.
Nachdem ich meinen 60-Liter-Rucksack das erste Mal aus dem Bauch eines Überlandbusses gewuchtet hatte und beim Aufsetzen fast wie ein Käfer auf den Rücken gefallen war, mistete ich aus. Die Pumps blieben im Hotel, zusammen mit dem Wasserfilter und dem Gaskocher. In Chile konnte man schon damals überall Wasser in Flaschen kaufen, und ich würde lieber ein Jahr lang von Brot und Käse leben als mich weiter mit Gaskartuschen und Töpfen abzuschleppen.

Wenn man alleine reist, muss man auch sein Gepäck alleine tragen. So einfach ist das. Stellen Sie sich eine kleine Reisegarderobe zusammen aus Dingen, die Sie gerne tragen und die sich gut kombinieren und waschen lassen. Nehmen Sie lieber zu wenig als zu viel mit. Ich bin sehr viel öfter mit ungetragenen Klamotten wieder nach hause gekommen, als das mir etwas gefehlt hätte. Und falls man trotzdem einmal etwas nicht dabei hat, kann man es in den meisten Fällen kaufen – und hat dann ein schönes Reiseandenken. Über die Mütze und den gelben Schal, die ich in Finnland kaufen musste, weil es doch viel kälter war, als ich gedacht hatte, freue ich mich immer, wenn ich sie aus der Schublade hole. Und mein Mann sagt jedes mal, wenn er seine grüne Winterjacke aus dem Schrank holt: weisst du noch, damals in Como?
Was Sie nicht zuhause lassen sollten: Ihren Bikini oder Badeanzug – die wiegen kaum etwas und man weiss nie, wo man einen Strand, einen Pool oder eine Sauna findet. Eine kleine Reiseapotheke, deren Inhalt stark davon abhängt, wo Sie hinfahren – in den meisten europäischen Ländern reichen ein Schmerzmittel, Pflaster und Ihre persönlichen Medikamente. Und Kopien Ihrer Papiere – die wiegen ebenfalls fast nichts, und können Ihnen im Fall eines Falles viel Ärger ersparen.
Fazit
Alleine verreisen ist ein Abenteuer, das für jeden anders aussehen kann. Für den einen ist es vielleicht ein organisierter Städtetrip, für den anderen eine Rucksacktour nach Vietnam. Auf jeden Fall ist es ein Abenteuer, auf das man sich einlassen sollte – wenn man es nicht tut, entgeht einem so viel, auf so vielen Ebenen! Gute Reise!